Feldrand.

Du. Feldrand. – abgehobene Ewigkeit.
Hast dich treten, hast dich gehen lassen.
Unterm Druck von Menschen und Maschinen Massen.
Du Feldrand- bist mal kahl, mal voller Kraft.
Gibst Brot und Bienen Blütensaft.
Du Feldrand lässt mich unter Käfern liegen. Gibst den Schatten – dein Aas nährt Fliegen.
Du Feldrand bist mein Mohn am Zaun- zehrst im Sommer – im Winter kaum.
Feldrand. Feldrand. – Ich bin dein Tier- stehst vor über unter neben mir.

Selbst mit Mutter und Krone*

Mutter, du hast mich zu Fleisch gemacht.
Hast mir die Krone aufgesetzt.
Mich gebettet, genährt und durchs Leben geführt.
Hast mir die Sachen genäht und das Brot belegt.
Von Anfang an hast du mich getragen.
An deiner Brust auf deinen Armen.
Hast mir immer und immer die Hände gereicht.
Für mich mich besungen.
Geschichten erzählt.

Ich war noch kein König.
Lediglich ein Prinz.
Du hast die Krone für mich passend gemacht.
Der Prinz zog aus.
Und du hast geweint.
Kein Blick kam zurück.
Die Welt neben dir war anders schön.
Den Weg zum König wollte ich alleine gehn.
Er war steinig.

Oft einsam und voll Erinnerung.
An das Sanfte in dir.
Mit dir und ohne dich.
Ich bekam eine Rüstung.
Hatte selten ein Pferd.
Bei dir lernte ich gehen.
Und das war gut.
Es half mir verstehen.
Entdecken und sehn.

Jetzt bin ich der König und du bist weg.
Ich seh dich auf Bildern.
Auf Papier und im Kopf.
Es verdrängt das Verdrängen.
Das Vergessen bleibt aus.
Aber Verstehen gelingt besser.
Und ich seh nun mich in dir.
Wie ich sitze und warte.
Dass du wiederkommst.

Um dir zu danken.
Und zu sagen.
Wie stolz ich bin.
Nur allein.
Dein König zu sein.

*nach einem Bild von Doris Ziegler